Rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche guten rheinhessischen Weinkaufen zu können, das ist dank zahlreicher Weinautomaten in vielen Gemeinden mittlerweile Normalität. Das Wallertheimer Weingut Kern istmutig einen Schritt weitergegangen: Appgesteuert Vinothek heißt das Ergebnis. Seit Sonntag laden Daniela und Volker Kern, die den Betrieb in vierter Generationführen, zu dem neuen Kauf- und Genusserlebnis im Gut in der Neustraße ein. Täglich von 9 bis 21 Uhr steht das Hoftor offen und gewährt so Zugang zu der Neuerung, die es so in Rheinhessen bisher nicht noch einmal gibt. Was aber ist nun eine appgesteuerte Vinothek? „Ganz einfach, das ist eine Selbstbedienungs- Vinothek. Um hier einkaufen zu können, müssen potenzielle Kunden eine App auf ihr Smartphone herunterladen. Es folgt die Registrierung und das verifizierte Hinterlegen des Alters. Nur wer mindestens 18 Jahre alt ist, bekommt Zutritt, denn Wein und Spirituosen sowie alkoholhaltige Lebensmittel sind in unserer Vinothek frei verkäuflich. Auch steht immer unser Wein des Monats frei zur Verkostung bereit“, erklärt Daniela Kern und ergänzt: „Im Normalfall ist von uns auch niemand während der Öffnungszeiten in der Vinothek, so dass es keine persönliche Aufsicht gibt.“

Eine stattliche Auswahl edler Tropfen wartet

Ist die App funktionsfähig eingerichtet, steht dem Einkaufsvergnügen nichts mehr im Wege. Einfach mit dem Smartphone am neben der Eingangstür angebrachten Lesegerät den dort gezeigten QR-Code scannen – und schon ist die Tür offen. Drinnen erwartet die Kunden eine stattliche Auswahl edlen Tropfen aus Kerns Keller. Alle in Kartons mit sechs Flaschen verpackt.

Anmerkung: UND NÄTÜRLICH AUCH EINZELN, GEKÜHLT AUS DEM WEINKÜHLSCHRANK! 

„Wein ist schließlich unser Kerngeschäft“, schmunzelt die Hausherrin. Ein großer Kühlschrank hält mit Bratwürstchen und Steaks, passenden Salaten, Käse, Joghurtund manches andere bereit, was Genuss verspricht bei der spontanen Grillfete oder der Verköstigung überraschend erschienenen Besuches. Nudeln und passende Saucen aus der Manufaktur, spezielle Essigvarianten, Öle sind nur einige der zahlreichen weitere Angebote, die den Esstisch und das Picknick bereichern oder sich als „schnelles Geschenk“ gut machen. „Die Kühlschrankware ist frisch in Folie eingeschweißt und damit bestens haltbar, Fleisch, Milchprodukte, Salate und auch das andere beziehe ich weitestgehend von heimischen Betrieben.“ Wer möchte, kann sogar handgefertigte Tischdekoration erwerben, um das Genusserlebnis perfekt zu machen.

Alle Waren sind selbstverständlich mit Preisschildern ausgestattet. Beim Kauf kommt wieder das Smartphone zum Einsatz: „Scanne den QR-Code am Preisschild, und lege das Gewünschte in den Warenkorb“, heißt es in der Funktionsbeschreibung. Der fällige Betrag wird dann an einem Kartenterminal mit der EC-, der Kreditkarte oder auch einem codierten Gutschein beglichen. Einkauf und Bezahlung werden so sicher registriert, welche Kunden die Vinothek betreten haben, zeichnet zudem ganz am Anfang das Lesegerät am Eingang auf. Myriam Kim Haber, ihres Zeichens geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens „Lokbest-store“, welches das App-System entwickelt und umgesetzt hat, versicherte niemand müsse in der Vinothek Scheu haben vor dem Einkauf mit dem Smartphone: „Das System ist sehr intuitiv. Wenn man es einmal gemacht hat, ist es auch für ältere Mitmenschen ohne Probleme nutzbar.“ Wer dennoch lieber mit erklärender Hilfe starten möchte, kann sich im Weingut gerne an Daniele Kern wenden. Die App kann von der Lokbest-Internetseite (www.lokbest-store.com) heruntergeladen werden.

Für klassische Vinothek fehlt das Personal

Die Idee, mit der appgesteuerten Vinothek einen ganz neuen Weg beim Weinverkauf zu gehen, reifte bei Familie Kern angesichts der Tatsache, dass für die Führung der schon lange im Gut bestehenden klassischen Vinothek „die nötige man power“ fehlte und wohl auch weiterhin fehlen wird, wie Daniela Kern es formulierte, aber gleich versicherte: „Die gute Probierstub bleibt für den Verkauf im Gut erhalten.“ Als man von anderen Betrieben in Deutschland hörte, die das Lokbest-System bereits erfolgreich einsetzen, telefonierte sie mit den Betreffenden und fragte deren Erfahrungen ab. „Und die waren sämtlich gut. Also beschlossen wir, auch darauf zu setzen.“ Über den Wein hinaus wollte die Hausherrin gerne heimische Produkte anbieten – unter dem Motto „Heimat schmeckt gut!“ Ja, das sei schon lange ihr Wunsch gewesen, schließlich stamme sie aus einer landwirtschaftlichen Familie, und „mein Herz schlägt für die Region“. Familie Kern ist jetzt gespannt, wie die neue Vinothek angenommen wird.

© AZ, Helmut Oesterwinter